Veröffentlicht:25.03.2025
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Tschechische Industrieproduktion stagniert seit zwei Jahren – nur leichte Hoffnungen auf Deutschland

Die tschechische Industrie bleibt weiter in der Stagnation. Auch im Januar verzeichnete die Produktion erneut einen Rückgang – wenn auch weniger stark als befürchtet. Doch woran liegt das, und welche Veränderungen wären nötig?

Laut den am Dienstag veröffentlichten Daten des Statistikamts sank die Industrieproduktion im Januar um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 0,3 Prozent im Vergleich zum Dezember. Damit setzt sich der negative Trend fort, der nun bereits ins dritte Jahr geht. Das letzte Wachstum wurde 2022 mit einem Plus von 4,0 Prozent verzeichnet.

Der Hauptökonom des Verbandes für Industrie und Verkehr (SP ČR) Bohuslav Čížek sagt im Interview für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks dazu: „Es gibt mehrere Gründe für die Entwicklung. Einer der wichtigsten ist die schwache Dynamik in der Wirtschaftsleistung ganz Europas. Die Nachfrage ist gering, und die Aufträge fehlen. Vor allem betrifft das Deutschland. In unserem großen Nachbarland geht die Industrieproduktion noch stärker zurück als bei uns. Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren weiterhin bessere Ergebnisse als die deutsche Industrie. Hinzu kommen jedoch strukturelle Probleme wie die hohen Energiepreise.“

Čížek kritisiert außerdem die Vielzahl an Vorschriften und Regulierungen. Zudem weist er auf den weltweit zunehmenden Protektionismus hin. Besonders entscheidend für Tschechien ist die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Der Ökonom unterstreicht diese Bedeutung mit konkreten Zahlen... „Ein Drittel unseres Exports geht in das Nachbarland. Außerdem zeigen die Daten, dass ein Großteil dieser Ausfuhren an konkreten Abnehmern in Deutschland hängt. Das heißt, dass die Flexibilität in diesem Bereich nicht sehr groß ist. Natürlich gibt es auch andere Beispiele, in denen Firmen ihre Exporte diversifiziert haben. Das unterstützt der Verband ausdrücklich. Zu solchen Änderungen ist es aber nicht in großem Umfang gekommen“, so Čížek.

Bohuslav Čížek erklärt, dass die tschechische Industrie zu Beginn der aktuellen Krise ihre Exporte nach Deutschland noch stabil halten konnte. Inzwischen hinterlässt die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft jedoch deutliche Spuren in den heimischen Zahlen.

Laut Statistikamt verzeichnete vor allem die Produktion von Autozubehör im Januar einen Rückgang – eine Warengruppe, die traditionell in großer Menge nach Deutschland exportiert wird. Dennoch gab es auch Branchen mit Wachstum. Filip Postucha von der Wirtschaftsberatung Deloitte liefert dazu eine Einschätzung:
Einige Industriezweige wachsen stabil, das sind besonders die Fertigung von Computern und die Lebensmittelproduktion. Andere Zweige weisen hingegen einen langfristigen negativen Trend auf, vor allem die Chemie- und Kunststoffindustrie. Einem Teil der Industrie geht es also gut, doch eben gerade der Bereich Automotive als Hauptbranche verzeichnet einen Rückgang wegen des geringeren Absatzes in Deutschland als unserem Haupthandelspartner.“

Gerade deshalb wird in Tschechien genau beobachtet, welche Maßnahmen die künftige deutsche Regierung zur Belebung der eigenen Wirtschaft plant. Könnte das umfangreiche Finanzpaket, das derzeit diskutiert wird, auch tschechischen Unternehmen neue Chancen bieten? „Im Kontext der wirtschaftlichen Informationen aus Deutschland der vergangenen Jahre ist dies sicher eine positive Nachricht oder zumindest etwas, das die Hoffnung nährt. Jedoch bestehen weiterhin viele Fragezeichen. Wir werden das erst sehen, wenn sich die Regierung in Berlin gebildet hat. Und man muss ebenso die Entwicklung rund um die US-Zölle im Auge haben. Denn es gibt viele Faktoren, die auf die deutsche Wirtschaft einwirken.“ sagt Čížek.

Auch Postucha betrachtet einen möglichen Handelskrieg zwischen den USA und Europa als erheblichen Unsicherheitsfaktor, der die tschechische Industrieproduktion indirekt belasten könnte. Gleichzeitig sieht der Deloitte-Experte eine Chance für die heimische Rüstungsindustrie, falls Deutschland seine Verteidigungsausgaben tatsächlich steigert.

Vorbereitet durch das Team von CzechTrade Austria.
Quellen: Radio Prag, Český rozhlas, ČTK